Es sind vor allem H?hnchenteile, die die EU in gro?en Mengen in verschiedene westafrikanische L?nder exportiert, unter anderem auch nach Ghana. ?Das Thema ist viel diskutiert, wenn es um Armut, internationalen Handel und die Rolle Europas für den Agrarsektor in Afrika geht“, sagt Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Universit?t Bonn.
Er und sein Team verwendeten in ihrer aktuellen Studie national repr?sentative Daten von rund 14.000 Haushalten aus allen Regionen Ghanas. Diese Mikrodaten der Produktion und des Konsums kombinierten sie mit einem Handelsmodell. Der Ansatz ist neu in diesem Zusammenhang: ?Eine solche Kombination von Mikro- und Makrodaten wurde bisher noch nicht verwendet, um die Effekte der Geflügelimporte auf unterschiedliche Bev?lkerungsgruppen in westafrikanischen L?ndern zu untersuchen“, sagt Matin Qaim. Bisherige Fallstudien konzentrierten sich vor allem auf die Geflügelproduzenten.
Die Forschenden berechneten, welche Effekte sich erg?ben, wenn Ghana seine Importz?lle für Geflügelfleisch deutlich erh?hen oder die Importe sogar komplett einstellen würde. Das Ergebnis: Tats?chlich würden die Preise im Inland steigen. Bei einem Importstopp würden lokale Produzenten über ein Drittel mehr für den Verkauf ihrer H?hnchen bekommen – allerdings würden die meisten Haushalte in Ghana davon nicht profitieren. ?Das liegt daran, dass auch die Preise für die Konsumenten steigen würden und es deutlich mehr Verbraucherinnen und Verbraucher als Geflügelproduzierende gibt“, sagt Erstautorin Isabel Kn??lsdorfer von der Universit?t G?ttingen. Auf Produzentenseite spielt zudem eine Rolle, dass viele Kleinbauernhaushalte Geflügel vor allem für den Eigenbedarf produzieren, also von den Preisen weniger stark betroffen sind.
Nachteile für die meisten Haushalte
In ihren Analysen unterschieden die Forschenden auch zwischen armen und weniger armen Haushalten im st?dtischen und l?ndlichen Raum. ?Wir zeigen, dass alle diese Gruppierungen ohne Geflügelimporte im Schnitt schlechter dastehen würden als mit den Importen. Arme Haushalte würden bei einem Importstopp 80% weniger H?hnchenfleisch essen“, sagt Isabel Kn??lsdorfer. Die Nachfrage nach Geflügelfleisch steige in vielen L?ndern Afrikas stark an und k?nne nicht durch die einheimische Produktion allein gedeckt werden. Diese grunds?tzlichen Erkenntnisse lassen sich auch auf andere importierende L?nder in Westafrika übertragen. ?Unsere Ergebnisse zeigen, dass der internationale Agrarhandel wichtige positive Entwicklungseffekte für Westafrika haben kann“, betont Kn??lsdorfer.
?Eine Reduktion des Fleischkonsums in Europa w?re aus Nachhaltigkeitsgründen durchaus wünschenswert, aber in Afrika ist die Situation anders. In den meisten afrikanischen L?ndern ist der Fleischkonsum noch sehr gering, so dass das günstige Angebot durch die Importe die lokale Versorgungs- und Ern?hrungssituation mit Proteinen und anderen wichtigen N?hrstoffen verbessert“, sagt Matin Qaim, Mitglied im Transdisziplin?ren Forschungsbereich ?Sustainable Futures“ und Exzellenzcluster PhenoRob der Universit?t Bonn.
?Natürlich muss auch die lokale Landwirtschaft in Afrika gest?rkt und gef?rdert werden, allerdings ist das Streben nach lokaler Selbstversorgung nicht für alle Produkte sinnvoll“, sagt Qaim. Einige wenige Haushalte litten zwar unter den billigen Importen, allerdings profitierten viel mehr Haushalte. Nach Ansicht des Teams sei es politisch sinnvoller, die benachteiligten Haushalte gezielt zu f?rdern, anstatt allgemeine Importbeschr?nkungen zu erlassen.?